V2T

Als Jugendlicher zu Volunt2Thai

29.03.24 10:59 PM By r.wagner

gerade 17 und 5 Monate bei Volunt2Thai

Jonas Alexander Pahl
Auslandspraktikum
„VOLUNT2THAI“, Udon Thani, Thailand
28. September 2023 bis 21. Februar 2024

September 2023
Meine Mutter ist Klassenlehrerin einer 4. Klasse. Im September habe ich mich gemeinsam mit ihrer Klasse auf Thailand vorbereitet. Ich hatte keine Ahnung von dem Land und von dem, was mich erwarten würde. Ich war genervt von der Schule und war einfach froh, mal etwas Anderes zu erleben. Wir haben einen Film über Thailand gesehen: Thai-Boxen, Elefanten, Hitze, Mönche und ganz anderes Essen
als bei uns in Deutschland. In Thailand wirklich vor Ort zu sein, konnte ich mir nicht vorstellen.


Am 28. September bin ich ins Flugzeug und habe diesen extrem langen Flug hinter mich gebracht. Am 29.09. abends haben mich dann Raimund und Nicki vom Flughafen abgeholt. Es war dunkel, ich war müde, alles war Anders als zu Hause. Vor allem die Luft und die Hitze. Wir sind noch über eine Stunde Auto gefahren – auf der linken Seite! – und abends habe ich mich noch lange mit Raimund unterhalten.
Danach erste Nacht in Thailand!


Oktober 2023
Die ersten Tage war alles fremd. Das Essen, die Tiere, die Luft, die Leute. Ich hatte ein Zimmer für mich allein. Das war gut. Nicki und Raimund fand ich schnell ok. Zum Glück konnte ich mit ihnen Deutsch reden. Schnell habe ich auch Anita und Alexs kennen gelernt. Gut gefallen hat mir das Frühstück: Eier, Reis Salat. In Deutschland hatte ich kaum gefrühstückt und hatte gar keinen Hunger morgens. Gut fand ich auch, dass es sofort was zu tun gab. Mit Nicki Reissäcke schleppen, Food Forest wässern, Brot backen, Campus aufräumen oder was reparieren, usw. Zu Hause haben wir 2 Katzen und einen Hund. Hier waren auch viele Tiere. Die Katzen haben mir gerne Gesellschaft gleistet. Schlangen, Käfer, Eidechsen und sehr viele Mücken gibt es natürlich auch. Ich gewöhne mich daran… Das Beste für mich war aber das Fahren mit dem Moped. In Deutschland darf man nix fahren ohne Führerschein – in Thailand eigentlich alles. Regeln im Verkehr gibt
es auch eher wenig. SUPER!

Die ersten Besuche an den Schulen fand ich beeindruckend. Viele Kinder, Schuluniformen, andere Sprache, irgendwie laut und trotzdem viel Respekt vor den Lehrern. Anders als ich das kenne. Mit Raimund habe ich mich da schnell wohl gefühlt. Selber Lehrer sein ist aber
nicht mein Ding.


Mit Nicki habe ich mich auch schnell gut verstanden. Ich durfte mit seinem Moped rumfahren, wir haben zusammen Sport gemacht und gekocht. Sport in Thailand ist richtig anstrengend/ schwierig. Ich war auch körperlich nicht so fit wie Nicki. „Seprah Takraw“ spielt Nicki mit seinen Freunden und das Spiel ist superschwierig. Blaue Flecken waren garantiert, aber es hat Spaß gemacht. Muay Thai kann man auf dem Campus machen. Auch dafür braucht man viel Kraft und Beweglichkeit. Ich hab da erstmal zugeschaut…


Ende Oktober haben wir auf dem Campus Wände neu angemalt. Raimund hat einen Freund, der wirklich toll Bilder auf Wände malen kann. Mir hat das auch gut gefallen. Man kann schnell das Ergebnis der Arbeit sehen. Dazu habe ich immer mehr von der Umgebung kennengelernt: Frösche fangen im Reisfeld, nach Udon Thani in die Stadt fahren und verschiedene Schulen, die wir regelmäßig besucht haben. Ich durfte auch Raimunds Familie zu Hause besuchen und dort Essen – spannend und man braucht Mut, bei dem was es dort alles in den Schüsseln gibt.


Am 29. Oktober haben wir gefeiert und Feuerwerk gemacht. Es gab leckeres Essen und ich sitze inzwischen ganz gemütlich mit Nickis Freunden zusammen. Einen Thai- Sprachkurs hatte ich auch schon bei Raimund. Sprechen ist schwierig, aber ich verstehe schon ein bisschen was…


November 2023
Wir besuchen regelmäßig mit anderen Volunteers verschieden Schulen. Es ist immer interessant, ich schaue zu, spiele mit den Kindern und mache Fotos oder Videos. Manchmal helfe ich auch beim Englisch Unterricht. Ich habe mich an die Wärme und das Wetter gewöhnt. In Deutschland kommt nun der Winter und es regnet viel – da ist es hier schöner. Wenn es regnet, ist der Regen allerdings extrem stark und tut richtig weh auf der Haut. Wenn Nicki in der Schule ist, habe ich auch mal Zeit für mich. Es ist schön, dass die Katzen da sind. Für meine Mutter mache ich Fotos und einen Film vom Campus. Die Kinder aus ihrer Klasse finden das alles sehr spannend und haben viele Fragen.
Mit Nicki baue ich aus Bambus ein Gerüst, auf dem wir liegen und von dem man ins Wasser springen kann. Ich
spiele mit den Kindern im Wasser oder auf dem Fußballplatz. Immer wieder gibt es auch Backtage. Am 15. November lerne ich eine Krankenstation kennen. Ich habe große Mückenstiche aufgekratzt und die Wunde wird desinfiziert. Sehr nette Krankenschwester!

Ich kann hier richtig am Familienleben teilnehmen. Raimunds Kinder sind regelmäßig auf dem Campus, wir sind manchmal bei Raimund im Haus bei Oma und Opa. Viel mehr Familie als ich das von zu Hause kenne. Interessant ist auch der Kontakt mit den anderen Volunteers. Ich habe schon Leute aus Frankreich, den Niederlanden, Spanien und Italien kennengelernt. Da kann ich mal mein Englisch trainieren – ich glaube ich lerne hier aber eher Thai als Englisch dazu.  Das Essen schmeckt mir inzwischen richtig gut und Nicki kann prima kochen. Reis mit Hühnchen oder grillen am Abend finde ich super. Fisch und die ganzen rohen Sachen esse ist aber nicht! Die Hühner werden hier selber geschlachtet – oh ha!


Dezember 2023
Mir geht’s gut. Ich habe eine thailändische Familie, fahre mit allen möglichen Fahrzeugen herum und kann Sport machen. Ich habe mehr Kraft und Kondition und bessere Laune als noch im September. Am 05. Dezember fahren wir nach Udon Thani und besuchen einen „Muay Thai Wettkampf“. Schon sehr junge Kinder kämpfen damit und ich finde das teilweise sehr ungerecht, was Alter und Größe der Kinder angeht. Für deutsche Verhältnisse ist das ein sehr harter Wettkampf. Auf dem Campus gibt es aktuell vor allem im Food Forest
viel zu tun. Bewässerung, Bäume pflanzen und Erde aufschütten. Ich sitze einen ganzen Tag am Garten und zähle die Lastwagen, die Erde bringen. Keine Ahnung, was Raimund in der Zeit gemacht hat, aber der hatte bestimmt mehr Spaß an dem Tag… Meine Mutter ist zu
Hause auch ganz begeistert von ihrem Garten. Ich weiß: Gärtner werde ich schon mal nicht!


Am 14. Dezember treffe ich einen Elefanten, der in der Nähe vom Campus ist. Ein Arbeitselefant mit seinem Besitzer – wir können vom Campus alle hin und den Elefanten sogar anfassen. Erstaunlich haarig und sandig fühlt sich der Elefant an.
Echt großes Tier. Am nächsten Tag wird wieder eines der Häuser neu angemalt. Mir macht das Anstreichen großen Spaß und das Ergebnis ist sehr schön. Immer wieder sind wir in den Schulen, pflegen und gestalten den Campus und ich bin mit Nicki und seinen Freunden beim Sport oder hänge herum. Rumsitzen und am Handy spielen ist hier genauso beliebt wie zu Hause bei meinen Jungs. Mit Nicki und
Raimund kann ich mich gut unterhalten.


24. Dezember, Weihnachten. Mama schickt Bilder. Unser Weihnachtsbaum zu Hause scheint kleiner als sonst – vielleicht bin ich auch gewachsen

Am 26. Dezember ist hier eine große Feier, zu der Anita besonders schön zurechtgemacht wird. Wir müssen alle irre früh aufstehen und es gibt eine lange Prozession zur Schule von Anita. Solche Veranstaltungen kenne ich gar nicht aus Deutschland. Es wirkt alles sehr feierlich und mit großer Achtung vor der Schule.


31. Dezember, Silvester. Es gibt ein kleines Feuerwerk, Barbecue und wir lassen Laternen steigen. In Deutschland wäre ich jetzt die ganze
Nacht mit meinen Jungs mit Böllern rumgelaufen – aber hier ist Familytime, auch schön, aber eine Nacht rumböllern wäre mir lieber
gewesen…


Januar 2024, Zum letzten Mal lasse ich mein Visum verlängern. So nervig wie das jedes Mal ist, ist das nun schon ein komisches Gefühl. In Deutschland möchte ich unbedingt sofort meinen Führerschein für einen 125er Motorroller machen. Meine Mutter schreibt mir, was das kostet (Führerschein & Motorroller) und wie lange das dauert. Unglaublich teuer!!! Hier fährt einfach jeder mit allem Möglichen durch den Verkehr.


Endlich kommt das Paket von meiner Mutter aus Bremen an. Leider hat sich der Kaffee im ganzen Paket verteilt, aber sonst ist alles heil geblieben. Ich wusste gar nicht, dass es auch Whiskey aus Bremen gibt – dafür muss man erst wegfahren. Wir machen einen Ausflug zu einer Tempelanlage in der Nähe. Alles sehr bunt und trotzdem feierlich. Von der Religion verstehe ich nicht viel, finde diese Anlage aber
schön und fröhlicher als unsere dunklen Kirchen. Es gibt auch sehr viele verschiede Tempel und Räume, die alle eine andere Bedeutung haben.


Mit der Klasse meiner Mutter machen wir noch ein gemeinsames Unterrichtsprojekt. Beide Klassen bekommen die gleichen
Arbeitsblätter und Themen: „Energie“ und „Glück“. Anders als der Unterricht sonst hier, aber alle machen richtig gut mit…
Mit Tino, einem Volunteer aus der Schweiz, der auch Muay Thai-Lehrer ist, kann ich nochmal richtig trainieren. Langsam werde ich besser und bekomme Kondition. Mit Raimund gehen wir abends zusammen auf ein Fest. Lustig, aber diese Musik ist nicht mein Stil.

Februar 2024, ich freue mich auf zu Hause und werde hier Vieles vermissen. Schön finde ich die große Familie, die immer da ist. Nicki ist wie ein Bruder für mich geworden. Anita und Alexs wie jüngere Geschwister – mal nervig und doch schön, dass sie da sind. Raimund ist wie ein Papa für mich geworden. Wir haben sehr viel geredet, über Dinge, von denen meine Mutter gar nichts weiß.

Ich rauche immer noch, das wird meiner Mutter nicht gefallen, aber Cannabis interessiert mich nicht mehr. Zu Hause brauchen wir nun unbedingt einen Reiskocher und ich hoffe ich kann dann so kochen wie hier mit Nicki. Nicki wird mir auch als Friseur fehlen! Er kann supergut Haare schneiden und wir haben auf dem Campus sogar einen Friseurstuhl bekommen.

In Deutschland freu ich mich auf die frische, kühle Luft, mein Zimmer und mein weiches Bett. Und natürlich auf unseren Hund. Keine Ahnung habe ich, wie es nun mit der Schule/ meiner Ausbildung weitergeht… Auf jeden Fall will ich mich sofort in einer Fahrschule anmelden.
Die letzte Nacht verbringe ich allein in Udon Thani. Raimund und meine „Geschwister“ bringen mich nach Udon Thani und müssen dann zurück. Abschied ist kein gutes Gefühl. Nochmal Zeit zum Nachdenken und eine tolle Dusche im Hotel zum Genießen. Thailand ist wirklich ganz anders als Deutschland. Das Wetter, die Sprache, andere Regeln in der Schule, im Verkehr, usw. Es war eine sehr schöne Zeit, ich komme bestimmt nochmal wieder!

r.wagner